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Re: Hirschkäfer bzw. Lucanidae...Wortherkunft?

Geschrieben von: Klaas Reißmann
Datum: 10.Oktober 2022, 10:59 Uhr

Antwort auf: Hirschkäfer bzw. Lucanidae...Wortherkunft? (Tobias)

Ich schicke mal vorweg, dass sich wissenschaftliche Namen immer aus einem Gattungs- und einem Artnamen zusammen setzen. Dabei wird der Gattungsname häufig (aber nicht immer) dem Altgriechisch entlehnt, der Artname aber meist dem Latein. Es gibt Ausnahmen, bei denen eine Person geehrt werden soll und deren Name dann latinisiert wird. Wie z.B. Carabus linnei, als Ehrung für Carolus Linnaeus oder Karl von Linné, wie man ihn eher kennt. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, dass eine Art nach einer anderen Art benannt wird. Also z.B. der Kleine Fuchs, da er sich an Brennnessel entwickelt, Aglais urticae. Die Gattung der Brennnesseln heißt wissenschaftlich "Urtica".

SCHENKELING, Sigmund schreibt 1917 in seinem Begleitheft zur Fauna Germanica von Reitter (1908 bis 1916. 5 Bände) ("Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen aus Reitter's Fauna Germanica") wie folgt dazu:

Lucanus, von Lateinisch lucus der Hain
cervus, Hirsch

Der Hirsch wird dann einerseits logisch, weil er ja ein Hirschgeweih zu tragen scheint, auch wenn das bei den Männchen nichts weiter als die überdimensionierten Oberkiefer sind, die bei den Kämpfen um die Weibchen von Bedeutung sind, da sich die Männchen gegenseitig versuchen zu greifen und auszuhebeln und so vom Baum, aus dem Bereich der Weibchen, zu werfen. Aber..., wenn Du Dir den wissenschaftlichen Namen z.B. vom Rothirsch anschaust, der gute heißt Cervus elaphus. Und schon ist die Assoziation zum Hirsch hergestellt.

Linné beschrieb in seiner "Systema Naturae", auf der unser wissenschaftliches System der Namensgebung beruht, im Band 1 von 1758 den Hirsch als Cervus elaphus und den Hirschkäfer nach diesem ebenso 1758 als Scarabaeus cervus.

Der Hain ist erklärbar. Laut Wikipedia Aus dem Mittelhochdeutsch stammend,
erstmals im 14. Jahrhundert verwendet für Wälder, die vom Menschen gehegt wurden. Und tatsächlich ist es so, dass der Hirschkäfer in solchen Wäldern, die nicht übermäßig gehegt werden, wie es heute der Fall ist, zumindest am auffälligsten ist. Er benötigt Wälder, die nicht zu dicht mit Bäumen bestanden sind und bevorzugt tote Eichen aufweisen (auch wenn die Larven schon im Holz von so ziemlich jeder heimischen Baum- und Strauchart gefunden wurden).

Also last but not least auf Deutsch "Hain-Hirsch".

Allerdings beschrieb Linné ihn noch als Scarabaeus cervus (s.o.)(also aus heutiger Sicht als Pillendreher, da die Gattung Scarabaeus die Pillendreher sind) und stellte ihn zu den Scarabaeidae. Für Linné gab es noch keine Familie der Hirschkäfer (Lucanidae). Erst Giovanni Antonio Scopoli, ein italienischer Naturforscher (oder auch Johann Anton Scopoli- er war eben nicht einfach Italiener, sondern Tiroler) beschrieb 1763 die Gattung Lucanus und packte Scarabaeus cervus als Lucanus cervus in diese Gattung, immer noch zu den Scarabaeidae gehörend. Pierre André Latreille beschrieb dann 1804 die Familie Lucanidae, die Unterfamilie Lucaninae und den Tribus Lucanini, womit die Hirschkäfer endgültig von den Scarabaeidae abgegrenzt wurden.

Fragen? Dann fragen. :-)

Liebe Grüße
Klaas

> Hallo zusammen,
> meine Tochter musste für die Schule ein Referat über den Kirschkäfer
> halten...Dabei ist sie über den Lateinischen Namen Lucanus Cervus
> gestolpert...Wikipedia übersetzt Lucanus mit "Waldbewohner"
> was sich mir überhaupt nicht erschließt....
> Trotz ausgiebigem googeln konnte ich die Wortherkunft der
> Familienbezeichung der Lucanidae nicht finden, außer "aus
> Lucanien stammend" und daß es einen Dichter zu Neros Zeiten gab
> der Lucanus hieß...

> Kann jemand helfen, der weiß nach wem oder was die Familie der
> Lucanidae und damit der Hirschkäfer benannt wurde????
> Danke. schonmal...

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