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Re: Ameisenspezialist gefragt

Geschrieben von: Klaas Reißmann
Datum: 10.Oktober 2022, 10:59 Uhr

Antwort auf: Re: Ameisenspezialist gefragt (Holger Martz)

"bei Waldameisen ja gerne mal mit einigen tausend Königinnen" möchte ich so nicht unkommentiert lassen, da nur bedingt richtig. die einige tausend Königinnen treffen nur für Formica polyctena zu und hier dann auch nur in starken Nestern. Formica rufa ist nur mit einer Königin gesegnet und ebenso alle anderen Formica-Arten, die man gerne unter dem Begriff Waldameise zusammen schmeißt. Und der Baumstumpf am Waldrand, mit der Beschreibung dazu, lässt mich sogar vermuten, dass es nicht polyctena ist, auch wenn es durchaus möglich ist. Und es ist auch nur polyctena, welche die sogenannten Cluster-Nester bildet.

Ansonsten stimme ich Dir zu.

Viele Grüße
Klaas

> Hallo Herr Maier,

> prinzipiell kann das jedem Ameisenhügel passieren, dass er über den
> Winter an Höhe verliert, sei es, weil er durch Schneelast
> zusammengepresst und / oder in die Breite gedrückt wird bzw. am Hang
> Material einfach abrutscht. Oder es kommt neugieriges Getier und
> wühlt das Ganze auseinander, oder der Regen spült Material langsam zu
> den Seiten. Auch wenn das Baumaterial im Inneren lagsam verrottet,
> kann es zu Absackungen kommen, selbst dann, wenn ein Baumstumpf die
> Grundlage bildet. Zusätzlich gibt es Hohlräume, die die Ameisen
> selber schaffen (Brutkammern für Larven und Puppen), die später im
> Jahr nicht mehr unterhalten werden müssen und dann gegebenenfalls
> wieder kollabieren. All dies ist natürlich nicht im Sinne der
> Ameisen, so dass es im nächsten Jahr wieder ausgebessert oder
> aufgebaut wird. Je nachdem, in wie weit der Haufen eventuell durch
> robustere Strukturen und / oder einwurzelnde Vegetation an den
> Rändern Stabilisierung erfährt oder abschirmende Vegetation den Hügel
> vor Nässe und Schnee schützt, kann das den einen Haufen weniger stark
> betreffen als einen anderen.
> Darüber hinaus aber gestalten (Wald-)Ameisen ihren Hügel auch um, z.
> B. im Falle zu starker Besonnung. Das kann sogar so weit gehen, dass
> es gar kein Hügel mehr ist, sondern eher eine flache Mulde. Es
> besteht auch die Möglichkeit, dass der Neststandort ganz (oder
> saisonal) aufgegeben wird und das Material an anderer Stelle
> aufgehäuft wird.
> Wenn ein Volk (bei Waldameisen ja gerne mal mit einigen Tausend
> Königinnen) sich auf mehrere "Wohnorte" mit jeweils eigenem
> Hügel verteilt (also polydom ist), kann der zwischen den Nestteilen
> stattfindende Materialtransport auch zu einem jahrzeitlichen auf und
> ab führen, wenn daran Knappheit besteht. Theoretisch könnte ein Hügel
> (ohne eigene Königinnen) als Teil einer polydomen Kolonie rein als
> Solarium für Brut aufgebaut und genutzt werden (welche vielleicht
> mangels Platz in den anderen Hügeln ausgelagert werden soll), und das
> Material dann nach abgeschlossener Entwicklung des Nachwuchses wieder
> auf andere Hügel verteilt werden.
> Aber generell sind Ameisen an einer stabilen Umgebungssituation und
> damit auch am Bestehenbleiben ihrer Materialhügel interessiert, so
> dass ich eher vermute, dass es in Ihrem Fall den eingangs erwähnten
> Kräften und Prozessen zuzuschreiben ist, dass der Haufen über den
> Winter "eingeebnet" wird.

> Viele Grüße

> Holger

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