Robert, was wundert Dich daran? Das kommt davon wenn man zu dicht an Berlin dransitzt.
Der Herr Schmidt-Egger betreibt neben der Wissenschaft eine Agentur für Krisenkommunikation, so einfach ist das. Da staunt der Laie und der Fachmann schüttelt den Kopf.
Viele Grüße!
Armin
> Sehr geehrter Herr Schmidt-Eger (CSE),
> warum machen Sie das, sich für die Neonikotinoide einsetzen?
> Danke Erwin (ER) und Jürgen (JR), die ihr euch einbringt; ich möchte
> noch einmal unterstreichen, dass die Argumente von ER und JR gegen
> die Neonikotinoide, die NIE HÄTTEN ZUGELASSEN WERDEN DÜRFEN, richtig
> sind und zitiere einfach [mit Quellenangaben gleich verlinkt] meine
> zusammenfassende Veröffentlichung zu dem Thema (PDF ist für alle auch
> im Lepiforum herunterladbar:
> http://www.lepiforum.de/2_forum_2017.pl?md=read;id=29243)
> Die „vielen Auflagen“, wie Sie (CSE) schreiben, sind reine
> Augenwischerei! Da wird jeder verstehen, der Argumenten zugänglich
> ist:
> „Ältere erinnern sich … noch an DDT. Dichlordiphenyltrichlorethan
> (abgekürzt DDT) ist ein Insektizid, das seit Anfang der 1940er-Jahre
> als Kontakt- und Fraßgift eingesetzt wurde. In Deutschlandwurde es
> vor dem Hintergrund seiner toxischen Wirkungen in der Umwelt 1972 vom
> Markt genommen.“[--> wie mir heute berichte wurde wird es noch
> immer von mindestens einem großen deutschen Unternehmen] hergestellt
> und in „die Welt“ verkauft, wo es ein solches Verbot nicht gibt]
> Bekannt ist die Anreicherung seiner Abbauprodukte in der
> Nahrungskette oder die durch DDT-Metaboliten verursachten dünnen
> Eischalen bei Greifvögeln wie Wanderfalke oder Fischadler, die zu
> katastrophalen Bestandseinbrüchen bei diesen Arten führten. Auch kam
> es zu Resistenzen bei den Zielorganismen, was dem massiven Einsatz in
> der Landwirtschaft zugeschrieben wurde. Deswegen war es nicht mehr
> sinnvoll, dieses Gift einzusetzen ….
> DDT wirkt hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem bei Insekten
> und führt zu einer Lähmung und schließlich zum Tod des Insekts. Damit
> ist es ebenfalls ein Nervengift [wie die Neonikotinoide!], so wie die
> Neonikotinoide. Setzt man die Giftigkeit (letale Dosis im Sinne der
> LD50) von DDT mit „1“ an und vergleicht sie mit der Giftigkeit der
> Neonikotinoide, dann sieht man, dass letztere eine um mehrere
> Zehnerpotenzen höhere Giftigkeit besitzen (Abb. […
> www.moraybeedinosaurs.co.uk/neonicotinoid.html). Somit werden, um ein
> einzelnes Individuum z.B. einer Honigbiene zu töten, nur noch extrem
> geringe Mengen benötigt (wenige Nanogramm), die analytisch kaum noch
> nachgewiesen werden können.
> Neonikotinoide sind für (Honig-)Bienen und damit wohl für die meisten
> Insekten bis zu 10.000-fach toxischer als DDT (Abb. […
> www.moraybeedinosaurs.co.uk/neonicotinoid.html]). Wenn wir nun in der
> Vergangenheit diese Substanzen in der Natur ausgebracht haben und
> noch immer ausbringen, dann waren sie ja nicht weg, nachdem das Ziel
> ihrer Applikation erreicht wurde, sondern sie persistieren für eine
> bestimmte Zeit in der Natur weiter. Imidacloprid (Markenname „Gaucho“
> von Bayer), ein häufig angewendetes Neonikotinoid, kann mit einer
> Halbwertszeit von fast 1.000 Tagen rund fünf Jahre im Boden vorhanden
> bleiben. Das angeblich für Bienen so ungefährliche Thiamethoxam
> („Cruiser“, Syngenta) [für das jetzt übrigens die Notfallzulassung
> erteilt wurde] hat zwar nur eine Halbwertszeit von 25-100Tagen und
> damit eine Höchstverweildauer im Boden von ca. einem halben Jahr,
> sein primäres Abbauprodukt ist jedoch Clothianidin. Und Clothianidin,
> auch als Insektizid „Poncho“ direkt von Bayer vertrieben, besitzt
> eine Halbwertszeit von 148 bis 1.155 Tagen; REXRODE et al. (2003)
> [www3.epa.gov/pesticides/chem_search/cleared_reviews/csr_PC-044309_20-Feb-03_a.pdf]
> geben sogar bis zu 6.900 Tage an. Das wären dann fast 19 Jahre
> Halbwertszeit, was zu einer maximalen Verweildauer im Boden von über
> 30 Jahren und mutmaßlich ubiquitärer Verbreitung in der Natur durch
> Verdriften führen kann. Deswegen ist selbst nach einem Totalverbot
> der Neonikotinoide davon auszugehen, dass ein positiver Effekt für
> die Insekten in der Feldflur lange Zeit auf sich warten lassen wird.
> Leider beeinträchtigen selbst kleinste, subletale Dosen von z.B.
> Imidacloprid wichtige lebensnotwendige Fähigkeiten bei Honigbienen.
> Das Nutztier muss hier als „Modell-Organismus“ für Insekten dienen,
> da die Wirkungen von Neonikotinoiden bisher hautsächlich an ihm
> (sowie an Hummeln) untersucht wurden. Eine Störung folgender, für die
> Organismen wichtiger Vitalfunktionen wurde bei den hier angegebenen
> Applikationsmengen festgestellt: Rüssel-Reflex (Einrollen): 0,1-0,4
> ng/Biene, Aufsuchen von Futterquellen: 0,075-0,21 ng/Biene, Erkennen
> verwandter Bienen: 0,25-0,7 ng/Biene, Scheintod (bis zu Stunden) und
> Bewegungskoordination: 0,0022 ng/Biene, Präzision der Angabe des
> Winkels beim Bienentanz: 0,5-1,4 ng/Biene, Präzision der Angabe der
> Entfernung beim Bienentanz: 2,5-7,0 ng/Biene (DOUCET-PERSONENI et al.
> 2003, s.
> controverses.sciences-po.fr/archive/pesticides/rapportfin.pdf ).
> …
> Auch muss erwähnt werden, dass Neonikotinoide die Immunantwort bei
> Honigbienen unterdrücken und bereits die geringe Menge von 21
> ng/Biene ein Steuerungsprotein der Immunantwort beeinflusst, was zur
> Immunsuppression führt (DI PRISCO et al.2013).“
> …
> „DI PRISCO et al. (2013) weisen darauf hin, dass dieser verheerende
> Mechanismus der Immununterdrückung durch Neonikotinoide auch bei
> anderen Infektionen, insbesondere bei Darm-Bakterien und Mykosen
> (z.B. Nosema), zum Tragen kommt.“ … Es ist zu befürchten, dass diese
> krankmachende Wirkung der Neonikotinoide nicht nur die Honigbienen
> trifft.
> Mit freundlichen Grüßen
> Robert Trusch
> Lit.
> DI PRISCO, G., CAVALIERE, V., ANNOSCIA, D., VARRICCHIO, P., CAPRIO,
> E., NAZZI, F., GARGIOLO, G., & PENNACCHIO, F. (2013):
> Neonicotinoid clothianidin diversely affects insect immunity and
> promotes replication of a viral pathogen in honey bees. Proceedings
> of the National Academy of Science USA 110(46): 18466-18471; DOI:
> 10.1073/PNAS1314923110