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Re: Wichtiger Nachtrag
Geschrieben von: Robert Trusch Antwort auf: Re: Wichtiger Nachtrag (Erwin Rennwald)
Datum: 10.Oktober 2022, 10:58 Uhr
Sehr geehrter Herr Schmidt-Eger (CSE), warum machen Sie das, sich für die Neonikotinoide einsetzen? Danke Erwin (ER) und Jürgen (JR), die ihr euch einbringt; ich möchte noch einmal unterstreichen, dass die Argumente von ER und JR gegen die Neonikotinoide, die NIE HÄTTEN ZUGELASSEN WERDEN DÜRFEN, richtig sind und zitiere einfach [mit Quellenangaben gleich verlinkt] meine zusammenfassende Veröffentlichung zu dem Thema (PDF ist für alle auch im Lepiforum herunterladbar: http://www.lepiforum.de/2_forum_2017.pl?md=read;id=29243) Die „vielen Auflagen“, wie Sie (CSE) schreiben, sind reine Augenwischerei! Da wird jeder verstehen, der Argumenten zugänglich ist: „Ältere erinnern sich … noch an DDT. Dichlordiphenyltrichlorethan (abgekürzt DDT) ist ein Insektizid, das seit Anfang der 1940er-Jahre als Kontakt- und Fraßgift eingesetzt wurde. In Deutschlandwurde es vor dem Hintergrund seiner toxischen Wirkungen in der Umwelt 1972 vom Markt genommen.“[--> wie mir heute berichte wurde wird es noch immer von mindestens einem großen deutschen Unternehmen] hergestellt und in „die Welt“ verkauft, wo es ein solches Verbot nicht gibt] Bekannt ist die Anreicherung seiner Abbauprodukte in der Nahrungskette oder die durch DDT-Metaboliten verursachten dünnen Eischalen bei Greifvögeln wie Wanderfalke oder Fischadler, die zu katastrophalen Bestandseinbrüchen bei diesen Arten führten. Auch kam es zu Resistenzen bei den Zielorganismen, was dem massiven Einsatz in der Landwirtschaft zugeschrieben wurde. Deswegen war es nicht mehr sinnvoll, dieses Gift einzusetzen …. DDT wirkt hauptsächlich auf das zentrale Nervensystem bei Insekten und führt zu einer Lähmung und schließlich zum Tod des Insekts. Damit ist es ebenfalls ein Nervengift [wie die Neonikotinoide!], so wie die Neonikotinoide. Setzt man die Giftigkeit (letale Dosis im Sinne der LD50) von DDT mit „1“ an und vergleicht sie mit der Giftigkeit der Neonikotinoide, dann sieht man, dass letztere eine um mehrere Zehnerpotenzen höhere Giftigkeit besitzen (Abb. [… www.moraybeedinosaurs.co.uk/neonicotinoid.html). Somit werden, um ein einzelnes Individuum z.B. einer Honigbiene zu töten, nur noch extrem geringe Mengen benötigt (wenige Nanogramm), die analytisch kaum noch nachgewiesen werden können. Neonikotinoide sind für (Honig-)Bienen und damit wohl für die meisten Insekten bis zu 10.000-fach toxischer als DDT (Abb. [… www.moraybeedinosaurs.co.uk/neonicotinoid.html]). Wenn wir nun in der Vergangenheit diese Substanzen in der Natur ausgebracht haben und noch immer ausbringen, dann waren sie ja nicht weg, nachdem das Ziel ihrer Applikation erreicht wurde, sondern sie persistieren für eine bestimmte Zeit in der Natur weiter. Imidacloprid (Markenname „Gaucho“ von Bayer), ein häufig angewendetes Neonikotinoid, kann mit einer Halbwertszeit von fast 1.000 Tagen rund fünf Jahre im Boden vorhanden bleiben. Das angeblich für Bienen so ungefährliche Thiamethoxam („Cruiser“, Syngenta) [für das jetzt übrigens die Notfallzulassung erteilt wurde] hat zwar nur eine Halbwertszeit von 25-100Tagen und damit eine Höchstverweildauer im Boden von ca. einem halben Jahr, sein primäres Abbauprodukt ist jedoch Clothianidin. Und Clothianidin, auch als Insektizid „Poncho“ direkt von Bayer vertrieben, besitzt eine Halbwertszeit von 148 bis 1.155 Tagen; REXRODE et al. (2003) [www3.epa.gov/pesticides/chem_search/cleared_reviews/csr_PC-044309_20-Feb-03_a.pdf] geben sogar bis zu 6.900 Tage an. Das wären dann fast 19 Jahre Halbwertszeit, was zu einer maximalen Verweildauer im Boden von über 30 Jahren und mutmaßlich ubiquitärer Verbreitung in der Natur durch Verdriften führen kann. Deswegen ist selbst nach einem Totalverbot der Neonikotinoide davon auszugehen, dass ein positiver Effekt für die Insekten in der Feldflur lange Zeit auf sich warten lassen wird. Leider beeinträchtigen selbst kleinste, subletale Dosen von z.B. Imidacloprid wichtige lebensnotwendige Fähigkeiten bei Honigbienen. Das Nutztier muss hier als „Modell-Organismus“ für Insekten dienen, da die Wirkungen von Neonikotinoiden bisher hautsächlich an ihm (sowie an Hummeln) untersucht wurden. Eine Störung folgender, für die Organismen wichtiger Vitalfunktionen wurde bei den hier angegebenen Applikationsmengen festgestellt: Rüssel-Reflex (Einrollen): 0,1-0,4 ng/Biene, Aufsuchen von Futterquellen: 0,075-0,21 ng/Biene, Erkennen verwandter Bienen: 0,25-0,7 ng/Biene, Scheintod (bis zu Stunden) und Bewegungskoordination: 0,0022 ng/Biene, Präzision der Angabe des Winkels beim Bienentanz: 0,5-1,4 ng/Biene, Präzision der Angabe der Entfernung beim Bienentanz: 2,5-7,0 ng/Biene (DOUCET-PERSONENI et al. 2003, s. controverses.sciences-po.fr/archive/pesticides/rapportfin.pdf ).
Mit freundlichen Grüßen
Lit.
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